6. Handwerksforum im Zeichen von Ökologie und Nachhaltigkeit

Große Zukunft für neue alte Baustoffe

Groß war das Interesse am 6. internationalen Handwerksforum von Netzwerk Handwerk, das am Freitag in der Hopfgartner Salvena veranstaltet wurde. “Holz, Lehm, Kalk – neue alte Baustoffe” war das Thema des diesjährigen Forums, das sich um Fragen der Ökologie und Nachhaltigkeit im Bau und im Handwerk drehte.

Themen, die viele Menschen bewegen, wie ein voller Saal in der Salvena zeigte. Hochkarätige Referenten sprachen über die “neuen alten” Baustoffe Holz, Lehm und Kalk, die in den letzten Jahren verstärkt genutzt bzw. wiederentdeckt werden. Materialien, die seit Jahrtausenden genützt werden und die alle Voraussetzungen erfüllen, um zu Baustoffen der Zukunft zu werden: klimafreundlich bei der Gewinnung und Verarbeitung, regional verfügbar, beständig, recycelbar, schadstofffrei und mit positiven Eigenschaften für das Wohnklima.

Der im Alpenraum verbreitetste und älteste Baustoff ist Holz. Der Holzbaupionier Erwin Thoma gestaltete seinen mit Spannung erwarteten Vortrag über das “Wunder Holz” als engagiertes Plädoyer für den “Wertstoff” Holz und für das Ökosystem Wald, das er als unvergleichbar wertvollen Lebensraum für uns alle darstellt, dem man “mit Demut begegnen” sollte. Der gelernte Förster und “Waldphilosoph” befasst sich seit über 30 Jahren mit dem Holzbau und entwickelte ein eigenes Holzbausystem (Holz100), bei dem in Massivbauweise mondgeschlägertes Holz ohne Klebstoffe, Metall und ohne Holzschutzmittel mittels Holzdübeln rein mechanisch verbunden wird – neben der schadstofffreien Bauweise bietet das System auch aus Energiesicht enorme Vorteile: so kommen Holz100-Häuser komplett ohne zusätzliche Dämmung und bei entsprechender Planung sogar ohne externe Heizenergie aus (Beispiel ArcheNeo in Oberndorf).

Die Lehmbauexperten Hubert Feiglstorfer und Roland Meingast (Netzwerk Lehm) berichteten anhand der früher weit verbreiteten Lehmbauweise in Ostösterreich und anhand regionaler und historischer Beispiele von den Erscheinungsformen und früher weiten Verbreitung des Lehmbaus. Die beiden Fachleute wiesen auch auf die Möglichkeiten des Lehmbaus für zeitgemäße Sanierungen, aber auch im Neubau hin – so ist bei Lehmbauten auch der Einsatz von Wand- oder Fußbodenheizungen möglich. Meingast ist zudem Entwickler der Lopas Holz-Lehm-Stroh Fertigteilhäuser, die zeitgemäßes, ökologisches und schadstofffreies Bauen mit den Vorteilen der Fertigteilbauweise verbinden.

Greti Zingerle von der Calchèra San Giorgo (Trentino) sprach über das bereits in der Antike vorhandene Wissen über Kalk (Mörtel, Putze, Farben) und seine Verwendung bei der Restaurierung und in der Denkmalpflege, aber auch bei der nachhaltigen Sanierung und im Neubau. Über 2.000 Jahre altes Wissen, das heute noch aktuell ist und Wohnqualität mit positiven Umweltaspekten verbindet. Die Calchèra San Giorgo produziert nicht nur Materialien für die Restaurierung und das nachhaltige Bauen (auch für den Neubau), sondern ist auch ein anerkanntes Forschungszentrum für antike und historische Putze und Mörtel und für Baubiologie.

Gerade im Ortsbild- und Denkmalschutz spielt die Verwendung der “richtigen” Materialien und das Wissen um deren richtige Anwendung eine große Rolle. Diana Ortner von der Abteilung Dorferneuerung des Landes Tirol erläuterte die Bemühungen der Dorferneuerung um die Erhaltung und Pflege wertvoller Bausubstanz, der Revitalisierung und Ortsentwicklung, was sich auch in einer verstärkten Wertschätzung dem Handwerk gegenüber widerspiegelt. “Das Bewusstsein für die Baukultur steigt”, so der Befund Ortners, die an alle Beteiligten vor allem in den Gemeinden appelliert, die “Bausteine der Dorferneuerung” zu nützen.

Fazit des 6. Handwerksforums: Die Nutzung naturnaher, schadstofffreier Rohstoffe in Bau und Handwerk muss in Hinblick auf die Herausforderungen der Klimakrise, aber auch der Wohngesundheit und wichtiger Umweltaspekte stärker als bisher forciert werden. Dem Handwerk, der Ausbildung von Fachkräften und der Weitergabe von Wissen und Können kommt dabei jedoch eine Schlüsselrolle zu. Ohne Handwerk wird das oft aufwändige und mit viel Wissen verbundene ökologische, nachhaltige Bauen nicht umsetzbar sein.

Interessierte Teilnehmer der Veranstaltung waren auch Vertreter der Wirtschaftskammer als Kooperationspartner des 6. Handwerksforums: WKT-Vizepräsident Anton Rieder, Spartenobmann Handwerk & Gewerbe Franz Jirka, WK-Kitzbühel-Bezirksstellenleiter Balthasar Exenberger, aber auch die Innungsmeister für Holzbau, Simon Kathrein und der Maler und Tapezierer, Rainer Höck – zugleich Obmann von Netzwerk Handwerk.